Windkraft auf den Hügeln des Schmelztals in Eitorf?

Foto: Pixabay.


Dialog zu Windkraft begrüßt

Dass manche Menschen Windräder im Wald nahe ihres Gartens nicht schön finden, ist für den Klimatreff durchaus verständlich. Noch unschöner und sogar gefährlich ist aber ein zerstörter Wald durch den fortschreitenden Klimawandel, also durch Dürren, Stürme oder Waldbrände...

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Klimatreff begrüßt Dialog zu Windkraft
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Zwei Blicke hinter die Steckdose

Eitorf diskutiert kontrovers über Windkraft. Der Klimatreff hat im Mai den Braunkohlen-Tagebau Hambach sowie zwei Windparks an Waldstandorten in der Eifel besichtigt. „Wenn man die fossile und erneuerbare Stromerzeugung direkt nacheinander anschaut, ist offensichtlich, dass Braunkohle nicht nur extrem klimaschädlich, sondern auch extrem naturzerstörend ist“, sagt Carmen Ulmen vom Klimatreff Eitorf.

 

Für Braunkohle werden Menschen enteignet, Wälder gerodet, Dörfer und ganze Landstriche verwüstet, das Grundwasser viele Hundert Meter abgesenkt und auf Jahrhunderte belastet.

 

"Dagegen fand ich die Atmosphäre im Wald am Fuße der Windenergieanlagen wirklich friedvoll. Wenn sich am Horizont die Rotoren drehen, spüre ich Erleichterung, dass die Energiewende doch endlich in Fahrt kommt.“

 

Braunkohlen-Tagebau Hambach im Mai 2024. Die dunklen Flächen rechts im Bild sind Braunkohle. Alle helleren Schichten (mittig und links) sind nur Abraum. Foto: Carmen Ulmen


Im Luftbild leicht erkennbar: Mittig der Braunkohlen-Tagebau Hambach, links Inden, beide von RWE Power AG, beide westlich von Köln. Hambach ist die größte Braunkohlegrube Europas. Gigantische Landstriche wurden enteignet und verwüstet. Quelle: Google maps

Windräder im Nadelwald-Forst

Windenergieanlagen werden nicht in Naturschutzgebieten oder Nationalparken gebaut, nicht in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten, nicht in Vogelschutzgebieten, auch nicht in inneren Zonen von Biosphärenreservaten. Hier in den Mittelgebirgen ist es aber auf den Hügeln am windigsten – und diese Höhenzüge sind meist bewaldet. Das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen kann sein gesetzlich vorgeschriebenes Flächenziel für Windenergie nur erreichen, wenn auch Waldflächen dafür genutzt werden. Je mehr Abstand zur Wohnbebauung gewünscht ist, desto mehr Waldflächen müssen einbezogen werden.

 

Windenergieanlagen sind in NRW allerdings nur im Nadelwald erlaubt, nicht im Laubwald oder Mischwald. Denn naturnahe Laub- und Mischwälder sind naturschutzfachlich und ökologisch viel hochwertiger als Nadelwaldforste.

 

Im Nadelwald wächst bei uns vorwiegend Fichte – die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese ohnehin in trocken-heißen Sommern schnell vom Borkenkäfer befallen wird und hier im Klimawandel wenig Chancen hat. Wenn möglich, werden Windenergieanlagen daher genau in die entstandenen Kahlflächen gestellt, so dass weniger (Nadel)Wald gerodet werden muss.

 

Ohnehin kann unter der Windenergieanlage wieder neuer Wald wachsen. Denn nur rund die Hälfte der während der Bauphase erforderlichen Fläche bleibt versiegelt – die andere Hälfte wird wieder aufgeforstet. Sogar die Fläche, die während der Betriebsphase versiegelt bleibt, muss an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und darauf achten die Forstämter und Genehmigungsbehörden.

 

Mit rund 250 Metern sind Windräder heute sehr viel höher als früher – dafür produzieren sie heute aber auch ein Vielfaches an Strom. Denn in den höheren Luftschichten weht der Wind deutlich stärker. Und längere Rotoren sammeln den Wind aus größeren Kreisflächen ein. Für den Naturschutz ist es besser, eine kleinere Anzahl an sehr großen Windrädern zu bauen als ein Vielfaches an kleinen Windrädern.

 

Windrad im Nadelwald in Hürtgenwald in der Eifel (Mai 2024). An diesem Windpark ist auch eine Bürgerenergie-Genossenschaft beteiligt. Foto: Herbert Antweiler